Lieber Wald Waldspaziergang

Seit langem komme ich nun schon her. Es geht mir gut, wenn ich bei dir bin. Du riechst so gut und ich fühle mich wohl bei dir.

Du bist geschmackvoll und ich genieße es, wenn ich auf deinen Trampelpfaden wandere. Manchmal beobachtete ich den Wind im Spiel mit deinen Blättern, die rauschten dann so ausgelassen, dass mich ihre Fröhlichkeit förmlich ansteckte.

Und gern erinnere ich mich an deine Einladung zu deiner Hochzeit, die so prunkvoll war. Du trugst ein Kleid aus zarten Blüten, weiß, unschuldig und naiv. Das Fest war melodisch, denn alle Singvögel waren auch gekommen, um dem Brautpaar „Wald“ ein Hochzeitslied zu singen.

Als ich dich später wieder besuchte, warst du in guter Hoffnung. Das pralle Grün machte dich noch schöner als zuvor. Alles wuchs vor Glück und Liebeslieder tönten aus jedem Baum.

Doch irgendwann kam dann auch die Zeit des Abschiedes. Auch die habe ich mit dir erlebt. Dein Blütenkleid war längst bestäubt und aus ihm waren reife Früchte gewachsen. Doch eines Tages trieb der Sturm sein Spiel. Er erntete die Früchte und tanzte mit deinen Blättern. Das war die Zeit des Loslassens, in der du gekämpft hast. Dein Blätterkleid färbte sich rotbraun bevor es fiel. Nur wenig später lag es vom Sturm durchwühlt wie eine Schleppe zum entrissenen Gewand auf dem Waldboden.

Starr vor Erschöpfung schliefst du ein und es fing an zu schneien. Der Schnee legte sich wie ein Federbett über dich und deckte dich zu. Du schliefst tief und fest und der Winter blieb so lange bei dir bis du ausgeschlafen warst. Ich wollte deinen Schlaf bewachen und schlief darüber selber ein, denn es war deine Ruhe und die Stille die auch mich erreicht hat.
Ich bin so glücklich, dass es dich gibt. Danke!

<<< vorheriger Text | nächster Text >>>

nach oben